Piemonte
Die Region Piemont (ital. Piemonte) mit der Hauptstadt Turin liegt im äußersten Nordwesten Italiens. Mit über 25.000 Quadrat-Kilometer Landfläche ist sie nach dem nur geringfügig größeren Sizilien die zweitgrößte. Die Anfänge des Weinbaus gehen auf das keltische Volk der Tauriner (die der Hauptstadt den Namen gaben) und auf die Ligurer zurück. Die Römer kannten zwar bereits Piemonteser Weine (z. B. aus Gattinara), aber Plinius der Ältere (23-79) erwähnt keinen einzigen in seiner Aufstellung der besten antiken Weine. Erst im Mittelalter wurden die Weine von hier bekannt, als Minnesänger die ausgezeichnete Qualität rühmten. Piemont stand viele Jahrhunderte unter französischem Einfluss, was sich auch auf den Weinbau auswirkte. Der westliche Teil der ehemaligen Mark Ivrea wurde im 11. Jahrhundert zur Mark Turin und diese kam durch Heirat unter die Herrschaft Savoyens. Mitte des 13. Jahrhundert wurde erstmals die Bezeichnung „Piemont“ verwendet (frz. pié de monte = am Fuße der Berge). Die Rebflächen befinden sich auch bezeichnenderweise größtenteils am Fuße der Alpen und Apenninen beiderseits des breiten oberen Po-Tales. Erst im Jahre 1815 wurde Piemont dem Königreich Sardinien angegliedert und kam schließlich mit diesem gemeinsam 1861 zum Vereinigten Königreich Italien.
Die Weinberge umfassen 55.118 Hektar Rebfläche. Ein großer Teil davon liegt in hügeligem Gebiet in sonnereichen Hanglagen, wofür die Einheimischen den Begriff Sori prägten. Die wichtigsten Weinbaugebiete sind Asti, Carema, Canavese, Caluso, die Vercelli- und Novara-Berge und die qualitativ als beste Lagen geltenden Hügel von Monferrato und Langhe bei Alba. Es gibt weit über hundert zugelassene Rebsorten (im 19. Jahrhundert waren es nach einer amtlichen Zählung sogar noch knapp 400), viele davon sind autochthon und nicht wenige davon französischen Ursprungs. Die vorherrschende Rotweinsorte ist die Barbera mit rund 50% der Rebfläche, die für die vielen Alltagsweine die Basis ist. Die weiteren wichtigsten sind Bonarda, Brachetto, Dolcetto, Freisa, Grignolino, Nebbiolo und Malvasia. Bei den Weißweinsorten dominieren Arneis, Cortese, Erbaluce und Moscato Bianco. Zunehmend gewinnen aber auch Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Chardonnay, Merlot, Pinot Bianco, Pinot Grigio und Pinot Noir an Bedeutung.
Neben der Region Toskana liefert Piemont die meisten Spitzenweine Italiens und rittert mit dieser um den ersten Platz als Spitzenweingebiet. Über Dreiviertel der Produktion entfällt auf Rotweine. Vor allem die von bestimmten Produzenten gekelterten DOCG-Rotweine Barbaresco und Barolo aus der Nebbiolo-Traube begründeten den Ruhm. Auch bei diesen gab es noch französischen Einfluss, denn der „Geburtsvater“ dieser zwei Weine war der französische Önologe Louis Oudart. In der Neuzeit leisteten neben noch einigen anderen besonders die drei berühmten Weinmacher Angelo Gaja, Bruno Giacosa und Giacomo Bologna auf seinem Weingut Braida bedeutende Entwicklungsarbeit bei der Vinifizierung. Piemont nimmt in mehrfacher Hinsicht eine führende Rolle ein. Die Region besitzt mit weit über 50 die weitaus meisten DOC-Zonen Italiens, die rund ein Viertel der Wein-Produktion ausmachen - die meisten DOC-Weine sind jedoch weiß. Ebenso nimmt Piemont mit 12 als DOCG klassifizierten Weinen den eindeutigen Spitzenrang ein. Und außerdem erfolgt hier die mengenmäßig größte Schaumwein-Produktion. Die Region ist das Wermutland Italiens und der Welt, hier wurde der Wermut auch „erfunden“. Die DOC/DOCG-Zonen sind: